Einleitung

Berühren und Berührt-werden sind unmittelbare Erfahrungen des Menschen. Sie sind nicht nur Grundbedürfnis und Quelle des Wohlbefindens, sondern unverzichtbare Voraussetzung für eine gesunde körperliche, emotionale und geistige Entwicklung und für die Wahrnehmung bis ins hohe Alter( Stöckigt, B.; Suhr.R.;Sulmann, D.;Teut, M.; Brinkhaus,B., 2019, Charité, Intentionale Berührung). Eine Berührung so auszuführen, dass sie den ganzen Menschen anspricht und für beide Seiten wohltuend ist, ist Kunst und Handwerk zugleich. Therapeutic Touch®, die gezielte Therapeutische Berührung, und die dabei  kombinierte Harmonisierung des Energieflusses  ist eine Methode der komplementären Medizin und Pflege, die dieses Potenzial entwickeln und  wobei  Pflegende und praktizierende Anwender eine zentrale Rolle im Kommunikationsgeschehen mit dem Patienten geben. ( Rose, Rita 2011,S.36-39,Psych. Pflege heute). Die zunehmende Arbeitsverdichtung und komplexe Krankenversorgung  im Gesundheitswesen verführt  kompensatorisch zur Erhöhung der Geschwindigkeit bei der  Zuwendung und Beziehungsarbeit  zwischen Patienten und medizinischen – und pflegerischen Personen. Pflegende gestalten  ihre Pflegebeziehungen,  um den Patienten im Genesungsprozess optimal zu unterstützen und den Bewältigungsanforderungen gerecht zu werden. Passgenau sind Beziehungen und Interaktionen immer dann, wenn sie für alle Beteiligten stimmig erlebt werden. Häufig ist die Stimmigkeit der Beziehung und Zuwendung durch Zeitmangel nicht zufriedenstellend. Berührungen sind  im Krankenhausalltag selten und könnten doch Patienten und medizinisches – pflegerisches Personal  von einer gesteigerten Intensität und Handhabbarkeit der Berührung profitieren.

Methode

Therapeutic Touch® (TT) ist eine Komplementärmethode wobei der Mensch eine ganzheitliche Berührung erfährt. Als moderne Variante mehrerer alter Heilpraktiken beruht Therapeutic Touch® auf der Fähigkeit den menschlichen Energiefluss zu lenken und zu harmonisieren, und diesen wieder ins Gleichgewicht zu bringen(D. Krieger 1995, S.31). Therapeutic Touch® wurde in den 70er Jahren von Dolores Krieger, Pflegeprofessorin an der Universität von New York, und Dora Kunz, einer bekannten Heilerin entwickelt und  primär für den Pflegeberuf eingeführt (Meehan 1998, S.117/ 118). „Als theoretischen und philosophischen Rahmen von Therapeutic Touch® gilt nach Angaben der Literatur das Modell des einheitlichen Menschen von Martha Rogers(Rogers 1997, S. 188), das Prinzip der Einheit oder dynamischen Vollkommenheit von Renée Weber (Macrae 1987, S.337), sowie das Modell des menschlichen Energiefeldes von Dora Kunz, (Kunz & Karagulla 1998, S.45ff)“. (Bales, G.; Prof. Dr. Scupin O.; Rädel – Ablass, K. (2014): Die Effektivität von Therapeutic Touch® im klinischen Bereich, Eine Literaturanalyse, In: Pflegewissenschaft, Ausgabe 5-2015, S.304) Die Methode hat weltweit Unterstützung innerhalb der Pflege erlangt, besonders in den USA (Krieger 2004), aber auch in Deutschland findet sie als Pflegeintervention im klinischen und ambulanten Bereich zunehmend Anwendung (Wallrabenstein, R. 2008; Rose, R. 2010). Wie bei  allen komplementären  Pflegeinterventionen stellt  auch Therapeutic Touch® eine Bereicherung  in der Krankenversorgung dar. Therapeutic Touch® ersetzt nicht die Diagnose und Behandlung durch einen Arzt oder Heilpraktiker. Die evidenzbasierte Methode  findet  Anwendung  in der Begleitung und Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung und Genesungsförderung.

Am Beispiel der Forschungsarbeiten zeigen signifikante Ergebnisse bei der:

• Veränderung in der Wahrnehmung von Schmerz (Tabatabaee, A.; Zagheri Tafreshi, M.,2016,Effect of Therapeutic Touch on Pain Related Parameters in Patiens with Cancer),(Monroe, C.M.,2007,The Effects of Therapeutic Touch on Pain)
• Verbesserte Verträglichkeit bei Chemotherapie(Pegah Matourypour, Zohreh Vanaki,Zahra Zare, Valiolah Mehrzad,Mojtaba Dehghan, and Mehdi Ranjbaran, 2016,Investigating the effect of therapeutic touch on the intensity of acute chemotherapy-induced vomiting in breast cancer women under chemotherapy),(Aghabati,N.; Mohammadi, E. and Pour Esmaiel, Z., 2008, Der Effekt von Therapeutic Touch auf Schmerz und chronische Erschöpfung( Fatigue) bei Krebspatienten während der Chemotherapie)
• Beschleunigung der Wundheilung (Dónal P O’Mathúna, 2016, Intervention Review, Therapeutic touch for healing acute wounds).
• Bewältigung bei Angst (Robinson, J.; Biley ,, Dolk, H., 2007, Therapeutic touch for      anxiety disorders Review).
• Veränderung von Anspannung und Stress: (Coakley, A.; Duffy, M., 2010, The Effect of Therapeutic Touch on Postoperative Patiens), (Nancy Ann Kramer,1990, Vergleichende Studie über Stressreduktion bei hospitalisierten Kindern).
• Stärkung des Immunsystems (Gronowicz, G. ;Eric R. Secor Jr.; John R. Flynn, Evan R. Jellison, and Liisa T. Kuhn ,2015,Mouse Breast Cancer Metastasis and Immune Responses but Not Primary Tumor Size) Gronowicz, G. ;Ankur  Jhaveri, B.A.;Libbe, W. ;Clarke, R.N;,Michael ,S. ; Aronow, M.D. and Theresa ,H. Smith, 2007, Therapeutic Touch Stimulates the Proliferation of Human Cells in Culture).
• Förderung des Wohlbefindens ( Martina Hiemetzberger · Annemarie Pieczara · Gerlinde Rebitzer, 2013, Pflegekonzept „therapeutic touch“ in Anwendung bei Patienten mit idiopathischem Hörsturz).

Quellen

• Bales, G.; Prof. Dr. Scupin O.; Rädel – Ablass, K. (2014): Die Effektivität von Therapeutic Touch im klinischen Bereich, Eine Literaturanalyse, In: Pflegewissenschaft, Ausgabe 5-2015, S.304,305, 314,315
• Krieger, D. (1995): Therapeutic Touch. Die Heilkraft unserer Hände Verlag Hermann Bauer KG, Freiburg im Breisgau
• Krieger, D. (2004): An indroction to Dora Kunz and to Therapeutic Touch. A unique approach to healing. In: Kunz, D., Krieger, D.: The spiritual dimension of Therapeutic Touch. Bear& Company, Rochester/ Vermont, S.1-12
• Kunz, D., Karagulla (1998): Die feinstofflichen Körper des Menschen, Aquamarinverlag, S.45ff.
• Macrae, J. (1987): Therapeutische Berührung – eine Form der Meditation. In: Kunz, D.: Die verborgenen Quellen der Heilung, Aquamarin Verlag, Grafing, S.337-354
• Meehan, T.C. (1998): therapeutic Touch as a nursing intervention. In: Journal of Advanced Nursing, 28(1), S.117-125
• Rogers, M. E. (1997): Theoretische Grundlagen der Pflege- Eine Einführung, Lambertus Verlag, Freiburg im Breisgau
• Rose, R. (2010): Energietraining und Berührung. Therapeutic Touch in der Kinderkrankenpflege. In: Kinderkrankenschwester, 29(9), S.368-371.
• Rose, R. (2011): S.36-39, Psych. Pflege heute.
• Stöckigt, Barbara; Suhr, Ralf; Sulmann, Daniela; Teut, Michael; Brinkhaus, Benno(2019): Implementation of Intentional Touch for Geriatric Patients with Chronic Pain.
• Wallrabenstein, R. (2012): Therapie des Berührens. In: Altenpflege, Vol.10, S.30-32